Ausstellung
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(c) Fotos - Familie Mautner
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Konrad Mautner, der zweitälteste Sohn des jüdischen Textilindustriellen-Ehepaars Isidor und Jenny Mautner kam 1885 als Fünfjähriger zum ersten Mal mit seinen Eltern von Wien zur Sommerfrische ins Ausseerland nach Gößl am Grundlsee. Dieser kleine Ort wurde ihm mehr als nur Feriendomizil: Konrad wuchs mit den Einheimischen auf, die ihn liebevoll „Hrod“ nannten. Er sprach ihre Mundart, trug ihre Tracht, tanzte und sang mit ihnen und wie sie. Konrad, sensibel und künstlerisch hochbegabt interessierte sich für alles Volkstümliche und spürte, dass hier noch das Ursprüngliche, Echte und Wahre bei den Menschen zu finden war.
Ein erster Teil der Ausstellung ist dem jungen Konrad Mautner, seinen Eltern und Geschwistern und seiner Beziehung zu den Gößlern, ihrem Leben, ihren Bräuchen, ihrer Musik, dem Tanz, ihren Liedern und ihrer Tracht gewidmet. Auch als Konrad 1909 seine aus einer Seidendynastie stammende Cousine Anna Neumann ehelichte kam er regelmäßig zum Grundlsee, weil er sich dort daheim fühlte. Drei Söhne und eine Tochter wurden den beiden geboren und die Familie erwarb ein Haus im Ortsteil Archkogl. Konrad starb 1924 mit nur 44 Jahren. Der zweite Teil der Ausstellung umspannt die gemeinsame Zeit mit seiner Frau Anna, seine großartige volkskundliche Sammlertätigkeit, die schwierige Zeit des ersten Weltkriegs, den Untergang der Monarchie und damit des Mautner’schen Textilimperiums. In diesen 15 Jahren schuf Konrad nicht nur das „Rasplwerk“ und die Sammlung „Alte Lieder und Weisen aus dem Steyermärkischen Salzkammergut“, er suchte und pflegte Kontakte mit namhaften Volkskundlern, sammelte Trachten und schuf so den Grundstock für das „Steirische Trachtenbuch“, er engagierte sich im Verein für Volkskunde in Wien und Graz, veröffentlichte Artikel in Fachzeitschriften, und, und, und. Dritter Teil: All diese Sammler- und Veröffentlichungstätigkeit war Konrad nur möglich, weil ihm seine Gattin Anna eine starke Partnerin war. Wie stark diese Frau tatsächlich war, zeigt sich nach dem Tod Konrads, als sie in der Weltwirtschaftskrise ihre Familie mit der Handdruck-Manufaktur in Wien und Grundlsee durchbrachte. 1930 gründete sie in Grundlsee die Firma "Mautner Handdrucke" und sicherte mit der Produktion von Trachtenstoffen den Lebensunterhalt für sich und ihre vier damals halbwüchsigen Kinder. Ihre jüdische Herkunft zwang sie 1938 ins Exil. Fluchtweg, Aufenthalt in USA, Rückkehr und Wiedereröffnung ihrer Handdruckerei 1947 dokumentiert diese Ausstellung. Die Ausstellung wird von Mag. Nora Schönfellinger kuratiert, die sich seit mehr als 30 Jahren mit Mautner beschäftigt. Für die Ausstellung arbeitet sie eng zusammen mit Stephen Mautner, (Sohn von Hias und Enkel von Konrad Mautner und Sprecher der Erbengemeinschaft nach Anna Mautner ) der in USA lebt, mit Wolfgang Hafer, Autor des Buches „Die anderen Mautners“, mit Eva Kunze-Pesendorfer, Autorin einer Mautner-Biografie und mit dem Kammerhofmuseum Bad Aussee. Kontakte zum Volkskundemuseum Wien, zum Österreichischen Volksliedwerk in Wien und zum Volkskundemuseum Graz unterstützen die Kuratorin. |